"Die Kindheit ist jene herrliche Zeit, in der man dem Bruder zum Geburtstag die Masern geschenkt hat"
Die Inspiration zu dem folgenden Text verdanke ich einer im wahrsten Sinne des Wortes bemerkenswerten jungen Frau, die ich vor etwa einem Monat kennen gelernt habe...
Bei einem Treffen neulich bat sie mich, etwas aus meiner Kindheit zu erzählen, doch mir fiel absolut nichts erwähnenswertes ein. Ich habe mir allerdings ein paar Gedanken gemacht und werde nun versuchen, diese Zeit in kurzen Worten zusammenzufassen...
Erwartet aber nichts spektakuläres, ich hatte eine relativ normale, eher langweilige Kindheit!
My Early Years
Geboren wurde ich am 9. Dezember 1979 im Bünder Krankenhaus. Ich bewohnte mit meinen Eltern eine Eigentumswohnung im ersten Stock eines Mehrfamilienhauses.
Angeblich war ich ein eher ruhiges Kind, bis ich (wohl ziemlich früh) zu sprechen begann und auch erstmal nicht wieder damit aufhörte. Mit drei Jahren bekam ich einen Bruder, mit dem ich später ein Zimmer teilte. An meine frühe Kindheit habe ich eigentlich wenig Erinnerung...
Im Kindergarten war ich ausschließlich mit Mädchen befreundet, was sich noch bis zum Ende der Grundschule fortsetzte und meine ausgeprägte weibliche Seite erklären könnte. Rückblickend war ich wohl schon in Kindergarten und Grundschule eine Art Außenseiter. Ich war zu dieser Zeit sehr ruhig und wurde häufig von (vornehmlich männlichen) Mitschülern gemobbt, wie man heute sagen würde. Das klingt vermutlich schlimmer, als es in Wirklichkeit war. Ich hatte keine Angst vor der Schule und habe auch keinen bleibenden Schaden erlitten, denke ich...
Ich erinnere mich auch, dass ich eigentlich schon in der Grundschule eine Brille bekommen sollte, zog es dann aber vor, an der Tafel eben nicht alles lesen zu können. Letztendlich habe ich es geschafft, mich bis zum Führerschein davor zu drücken. Außerdem fällt mir noch ein, dass ich schon in der Grundschule eine enorme Niete im Sport war, ein Umstand, der sich nie geändert hat.
Übrigens erlebte ich meinen ersten Kuss auf einem Campingplatz an der Ostsee, fragt mich aber nicht, wie alt ich damals war oder wie das Mädchen hieß...
Nach der Grundschule kam dann die Realschule. Hier war es mit den Mädchenfreundschaften vorbei. Irgendwie veränderten sich die Mädchen und waren auf einmal als Kumpel nicht mehr zu gebrauchen. Ich veränderte mich übrigens auch... Richtig, hier kommt die Pubertät ins Spiel, und die machte mir alles andere als Spaß! Freunde hatte ich natürlich trotzdem, nur waren das inzwischen eben Jungs... Ich wurde von einem Tag auf den anderen ziemlich pummelig, war durch und durch uncool und im Sport immer noch so schlecht, dass ich grundsätzlich als letzter in die Mannschaften gewählt wurde. Und mit Mädchen lief zu der Zeit sowieso schonmal gar nichts! Ich wurde noch ruhiger, gehemmt vielleicht, was ich zu überspielen versuchte, indem ich mich zum Klassenclown auftat.
Als ich 15 war ließen sich meine Eltern scheiden, und ich war durchaus froh darüber. Ein paar negative Erlebnisse aus der Zeit kurz vor der Trennung: Einmal wurde ich am späten Abend wach und fand meinen Vater betrunken im Wohnzimmer, er war bei dem Versuch, sich die Schuhe auszuziehen eingeschlafen. Leider wurde er wach, nahm mich in den Arm, was ich nicht wirklich wollte, begann zu weinen und beteuerte, wie leid ihm alles tat. Er kam zu der Zeit ständig besoffen nach Hause… Ich erinnere mich auch noch, dass meine Mutter manchmal im Wohnzimmer schlief und sich dort einschloss, weil sie Angst vor ihm hatte… Naja, mehr fällt mir jetzt so spontan auch gar nicht ein. Es gab eine Menge solcher Situationen, aber ich möchte da im Augenblick eigentlich nicht weiter drüber nachdenken...
Jedenfalls verließ meine Mutter mit meinem Bruder und mir die Wohnung, mein Erzeuger blieb vorerst dort wohnen. Ziemlich bald zog dann seine Freundin ein, mit der er, wie ich später erfuhr, schon vor der endgültigen Trennung meiner Eltern zusammen war. Mir war's egal, ich kam ganz gut mit ihr zurecht... In der ersten Zeit hatte mein Vater offenbar sowas wie ein Nachholbedürfnis, er lud meinen Bruder und mich häufig zum Essen zu sich ein, fuhr mit uns in Freizeitparks und so weiter. Vermutlich hatte da seine Freundin aber auch einen gewissen Einfluss...
Ich sollte noch erwähnen, dass ich während der ganzen Realschulzeit in ein Mädchen aus meiner Klasse verliebt war, die mich allerdings (trotz manch unbeholfener Bemühung meinerseits) nie wirklich wahrnahm... Vor ein paar Jahren bin ich ihr mal zufällig wieder begegnet und naja, was soll ich sagen, ich hab sie überwunden!
Nach der Realschule kam dann die Höhere Handelsschule, für's Abi hatte es nicht gereicht... Ich wurde wieder dünner, fühlte mich weniger uncool, war immer noch der Klassenclown, aber mit mehr Niveau, und ein Außenseiter war ich inzwischen aus freien Stücken. Irgendwann klappte es dann sogar mit den Mädchen…
Aber das ist eine andere Geschichte und auch nicht mehr wirklich Teil meiner Kindheit...
Das ist natürlich nur eine grobe Übersicht, für tiefere Details und konkrete Erlebnisse wäre hier gar kein Platz, und vor allem könnte ich mich auch nicht für die hundertprozentige Richtigkeit meiner Erinnerung verbürgen.