(Rio Reiser)

Survival-Kit für Besuche beim Arbeitsamt:
Thermoskanne, Campingkocher, genug Verpflegung, Schlafsack, Zahnbürste, frische Unterwäsche, ein gutes und möglichst dickes Buch und gaaaanz viel Geduld.

Die Mühlen der Bürokratie arbeiten sehr, sehr langsam und nicht besonders gründlich.

Aber von vorne: Vor ein paar Tagen bekam ich ein Schreiben der Bundesagentur für Arbeit, einen Aufhebungsbescheid, in dem mir mitgeteilt wurde, dass ich ab dem 18.04. kein Arbeitslosengeld mehr bekomme. Als Grund für die Aufhebung wurde eine Arbeitsaufnahme meinerseits ab dem 18.04. genannt. Aha, da hab’ ich wohl was verpasst!
Der Mensch, bei dem ich neulich das Vorstellungsgespräch hatte, war so nett, mich schonmal beim Arbeitsamt abzumelden. Danke sehr!
Die Gründe, warum ich das Angebot letztendlich nicht angenommen habe, sind hier jetzt erstmal unwichtig. Aber wie kann es bitte sein, dass mich ein potentieller zukünftiger Arbeitgeber, bevor überhaupt ein Vertrag unterzeichnet wurde, einfach so telefonisch beim Arbeitsamt abmelden kann, ohne dass die wenigstens Rücksprache mit mir halten?
Werde mich auch selbstständig machen und dann lustiges Arbeitslose abmelden spielen!
Naja, auf jeden Fall bin ich heute hin zur Bundesagentur für Arbeit in meiner schönen Heimatstadt. Dort angekommen durfte ich erstmal eine Weile auf dem Flur warten. Gelegentlich kamen Menschen mit Namensschildern an der Brust und Kaffeetassen in der Hand vorbei, sahen mich gelangweilt an oder würdigten mich einfach keines Blickes.
Irgendwann wurde ich dann aufgerufen, von der Dame, vor deren Tür ich saß, und die vorher ständig aus ihrem leeren Büro kam, wegging und ein paar Minuten später wieder alleine in ihrem leeren Büro verschwand.
Besagte Dame war dann leider mit meinem Anliegen etwas überfordert und sagte mir, dass der Aufhebungsbescheid möglicherweise storniert werden könne, ansonsten müsse ich mich erneut arbeitslos melden. Aha!
Dann versuchte sie, jemanden aus der Leistungsabteilung anzurufen. Bis sie die Telefonnummer gefunden hatte, vergingen schon einige, für mich endlose Minuten. Als sie dann endlich zum Hörer griff, war in der Leistungsabteilung niemand zu erreichen. Hätte mich auch gewundert! Also entschloss sich meine engagierte Sachbearbeiterin kurzerhand, persönlich in die Leistungsabteilung zu gehen, um dort einen (hoffentlich kompetenteren) Kollegen um Rat zu fragen. So ging sie also und ließ mich warten.
Als ich gerade kurz davor war, mir eine Pizza zu bestellen, kam sie zurück und sagte mir, sie ginge davon aus, dass alles normal weiterlaufen würde, ohne dass ich erneut einen Antrag stellen müsste. Warum nicht gleich so?

Nach insgesamt etwa 45 Minuten, gefühlt waren es einige Wochen, saß ich dann kopfschüttelnd im Auto und machte mich auf den Weg zur Arbeit, denn ein wenig arbeite ich ja zwischendurch doch noch…
Dort angekommen klingelte mein Handy und jemand aus der Leistungsabteilung unser aller Bundesagentur für Arbeit sagte mir, mein Anliegen wäre geprüft worden und ich müsse mich auf jeden Fall nochmal arbeitslos melden, am besten heute noch.
In diesem Moment habe ich auf den Tisch gekotzt!