Freitag, 21. Juli 2006

"Life's a piece of shit when you look at it"

(Monty Python)

Nun komme ich endlich dazu, die Ereignisse der vergangenen Tage niederzuschreiben…

2006 – Odyssee in Bielefeld

(Im Folgenden werde ich in erster Linie nüchterne Fakten wiedergeben.)

Meine Geschichte begann letzte Woche Mittwoch, am 12. Juli also, als (wie so oft in letzter Zeit) morgens mein Wagen streikte und ich gezwungen war, mit der Bahn zur Arbeit zu fahren.
Am Abend des selben Tages war ich mit Dorian verabredet und bat ihn, mich von der Arbeit abzuholen und später meinen Wagen zu überbrücken. Alles lief soweit einwandfrei, außer dass wir uns vielleicht beim Überbrücken etwas unbeholfen anstellten, und wir beschlossen, mit meinem Auto nach Bielefeld zu fahren und dort etwas trinken zu gehen. Der Gedanke dabei war, eine längere Strecke zu fahren, um die Batterie wieder aufzuladen. Den Physikunterricht erspare ich uns jetzt mal, hat eh nicht funktioniert... Aber ich will nicht vorgreifen...
Wir verließen also irgendwann gegen 23 Uhr den Pub und gingen zurück zum Auto. Dort angekommen mussten wir feststellen, dass der bekackte Wagen wieder nicht ansprang, die Batterie hatte sich während der Fahrt nicht aufgeladen, im Gegenteil, sie war leerer denn je...
Wir taten das einzig richtige und rauchten erstmal eine.
Anschließend machten wir uns auf die Suche nach einer funktions- tüchtigen Batterie, da diese aber noch fest in ein fremdes Auto installiert war, baten wir den Besitzer kurzerhand, uns doch etwas von seiner Energie abzugeben. Wir überbrückten den Wagen also abermals, nur um dann festzustellen, dass das Licht bis auf eine schüchterne Funzel nicht funktionierte, das Radio ging auch nicht. Der Motor lief, doch der Wagen wurde von der Lichtmaschine augenscheinlich kaum mit Strom versorgt. Da es aber leider schon dunkel wurde, saßen wir weiterhin in Bielefeld fest.
Nach einer weiteren Zigarette und dem Durchgehen verschiedener möglicher Verfahrensweisen, entschieden wir uns, zum Bahnhof zu gehen, den Zug zurück nach Bünde (meiner schönen Heimatstadt) zu nehmen und den Wagen am nächsten Tag bei Tageslicht zu holen.
Leider verpassten wir die letzte Bahn nach Bünde um sage und schreibe zwei entscheidende Minuten. So nahmen wir dann kurzentschlossen den letzten Zug nach Herford, den hatten wir glücklicherweise noch nicht verpasst, um von dort mit einem Taxi weiter zu fahren. Im Zug hatten wir endlich Gelegenheit, etwas zur Ruhe zu kommen und über die verrückte Situation nachzudenken. Dorian fing als erster an zu lachen... Es war aber auch bescheuert!
Irgendwann musste ich selber lachen, und da wir beide nicht müde waren, eher irgendwie aufgeputscht, und eine seltsame Art von guter Laune hatten, vermutlich entstanden durch völlige Verzweiflung, kam uns die glorreiche Idee, nach Bielefeld zurück zu fahren, dort die Nacht durch zu machen und uns am nächsten Morgen, wenn es hell würde, erneut überbrücken zu lassen, um dann bei Tageslicht nach Hause fahren zu können.
So gingen wir also ins Movie, beide völlig verschwitzt und fertig, ich dem Wahnsinn nahe, um dort das beste aus der Situation zu machen. Es war tierisch heiß, total überfüllt und die Luft hätte man in Blöcke schneiden und raustragen können. Wir tranken das ein oder andere Bier, und im großen und ganzen war es gar nicht so schlecht, wenn man von den widrigen Umständen absah, die uns dorthin verschlagen hatten.
Um es mal etwas abzukürzen, irgendwann graute der Morgen, wir waren wieder am Auto und fanden natürlich niemanden, der uns hätte überbrücken können. Schlussendlich fanden wir uns abermals im Zug wieder, diesmal direkt nach Bünde, um Dorians Wagen zu holen. Wir also zu mir nach Hause, etwas frisch gemacht, wieder nach Bielefeld und versucht das verfluchte Auto zu überbrücken. Diesmal allerdings vergeblich.
Letztendlich blieb der Wagen dann doch dort, und Dorian fuhr mich zur Arbeit, die nach dieser schlaflosen und ereignisreichen Nacht natürlich besonders erquickend war...

Und das Pech ging immer weiter...
Gegen Abend fuhr ich mit meinen Eltern nach Bielefeld. Wir schafften es, den Wagen aus der Stadt zu bekommen, bis er dann auf halber Strecke, ach, so weit wahren wir nichtmal gekommen, plötzlich während der Fahrt ausging. Wir haben ihn dann wieder überbrückt, mehrmals, aber es half nichts, nach wenigen Kilometern ist er immer wieder abgesoffen. Abschleppen war auch nicht drin, da auch die Bremsen plötzlich nicht mehr funktionierten.
Hatte ich schon erwähnt, dass der Wagen verflucht ist? Also stellten wir den Wagen auf dem Parkplatz der Moonlight Bar ab. Ich muss wohl nicht erklären, was das für ein Etablissement ist...
Am nächsten Morgen besuchte ich die Werkstatt, wo ich den Wagen vor etwa neun Monaten erst gekauft hatte, erklärte die Situation und veranlasste, dass der Wagen von dort abgeholt wird.

Das Ende vom Leid:
Es war nur eine Kleinigkeit, die Lichtmaschine war in Ordnung, aber die Bremsen müssten für teuer Geld gemacht werden.

Inzwischen habe ich den Wagen abgemeldet. Ich hab’ da keinen Bock mehr drauf, vor allem kann ich es mir aber beim besten Willen nicht leisten, alle drei Monate wenigstens 150 Euro in die Dreckskarre zu stecken.
In den letzten anderthalb Wochen habe ich festgestellt, dass ich auch gut ohne Auto auskomme. Dann nutze ich halt den Öffentlichen Personen- nahverkehr, das ist auch billiger. Wenn ich auf das Auto verzichte, kann ich 2000 Euro im Jahr sparen, im Monat sind das etwa 170 Euro.
Ich kann mir im Augenblick einfach kein Auto leisten, das ist mir klar geworden. Und es geht auch ohne, ist zwar eine Umstellung, ich bin nicht mehr so flexibel, aber letztendlich komme ich auch ohne Auto überall hin, wo es mich hinzieht.

"Freedom is just another word for nothing left to loose"
(Janis Joplin)

Mein Auto kann ich jetzt jedenfalls nicht mehr verlieren.
Aber fühle ich mich deshalb ein Stück freier? Ja, seltsamerweise schon! Ich habe mich von einer geldfressenden, nervenzehrenden Geißel befreit.
Ich meine, es geht mir echt besser in den letzten Tagen, ich bin ausgeglichener, ruhiger und ich kann wieder schlafen.
Inzwischen bin ich fast der Meinung, dass man sich viel zu sehr von so einem Auto abhängig macht, anstatt damit wirklich unabhängiger zu sein. Im Augenblick kommt es mir so vor, als wäre ich mit dem Auto auch eine Last losgeworden.
Es ist auch sehr angenehm, dass alles jetzt mehr Zeit in Anspruch nimmt, alles ist langsamer und weniger hektisch.

Das alles ist schwer zu erklären... Es ist ein Experiment, ich habe eine krasse Veränderung in meinem Leben vorgenommen und werde sehen, wo es mich hinführt.

Mit diesen Worten schließe ich dann auch.

VIVA HATE

"Dream as if you'll live forever, live as if you'll die today." (James Dean)

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Zuletzt aktualisiert: 21. Apr, 22:05

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